Die Malerin Christa Baumann hat Ihren Werken ein Zitat von John Cage vorangestellt. Es spricht vom Vorgang des Singens, davon, wenn Du singend „bist, wo Du bist“. Ihre Bilder dokumentieren ebenfalls einen Vorgang, den des Malens. Es sind Momentaufnahmen, Zeugnisse einer Präsenz, die kündet von einer treffenden malerischen Entscheidung im Augenblick eines Malprozesses.
Ihre Fotos, Videos und ihre Malerei beschäftigen sich mit dem ewigen Gesetz der Natur vom Werden und Vergehen, vom Aufscheinen und Schwinden, vom berühmten „Alles fließt“. Das Leichte und Luftige interessiert sie, das Flüchtige, das ein stetes Neues nach sich zieht, Übergänge, Zwischentöne. Die Bilder gleichen Momentaufnahmen wie ihre Fotos, scheinen fortlaufender Verwandlung ausgesetzt zu sein zwischen Zeigen und Verbergen. Im Englischen könnte man von Current Paintings sprechen, also etwas zwischen ‚derzeit, aktuell‘ und gleichzeitig ‚driftend, strömend‘.
In Mischtechnik aus Acrylfarben, Buntstiften, Wachsmalstiften, Bleistiften und Collagen malt, schreibt, kritzelt sie, setzt Formen und Farbflächen, übermalt wieder, deutet an, verwischt, und kommuniziert so spielerisch mit den Ereignissen auf der Leinwand. Ihre Bilder schreiben sich weiter in der Zeit wie ein Text, wie ein lebendiger Vorgang, wie ein Gesang. Sie scheinen sich wie aus einem Eigenbewegungsimpuls zu entwickeln, konzentrieren sich und öffnen sich wieder. Luftiges, Helles, leichte frische Farben, Anklänge von Blühen und Vergehen, von einem steten Weiter und doch von wacher Ruhe, Stille. Wie als würden sie Blickrichtungen, Farbtonverläufe und Zeichen gleiten lassen, wie das Tönen im Vorgang des Singens, wie wenn du „bist, wo Du bist“.
Monika Cordes